Die JUSO Stadt Zürich ändert rassistische Strassennamen
In der Nacht vom 5. auf den 6. November haben Aktivist*innen aus dem Umfeld der JUSO Stadt Zürich die Namen der Rudolf-Brun-Brücke und der Alfred-Escher-Strasse geändert. So sind die Strassen nun als Minne-Brücke und Tubmanstrasse angeschrieben.
Dies soll auf die Vergangenheit der zwei Namensgeber aufmerksam machen. So war Rudolf Brun, damaliger Bürgermeister von Zürich, verantwortlich für das Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung Zürichs im Jahre 1350, an dem er sich anschliessend selber bereicherte. Alfred Escher war, neben Bundesrat und radikal-liberaler Unternehmer, direkter Profiteur der Sklaverei. Sein Vater war Besitzer von Sklav*innenplantagen auf Haiti, wovon er und seine ganze Familie über Jahre erheblich profitierte. Zudem war Escher verantwortlich für den Tod zahlreicher, vorwiegend italienischer Gastarbeiter*innen, welche beim Bau des Gotthard-Tunnels wegen fahrlässigen Sicherheitsmassnahmen und miserablen Arbeitsbedingungen unter seinem Befehl verstorben sind.
Der neue Name der Rudolf-Brun-Brücke bezieht sich auf die Jüdin Frau Minne, die gemäss einem Postulat der AL zur Zeit des Pogroms in Zürich lebte. Die Umbenennung der Alfred-Escher-Strasse zu Tubmanstrasse wurde zu Ehren der gleichnamigen Feministin und Kämpferin gegen die Sklaverei, Harriet Tubman, durchgeführt.
„Rudolf Brun und Alfred Escher waren zwei Persönlichkeiten mit stark antisemitischen und rassistischen Ansichten und Handlungsweisen. Dass die beiden Figuren auch noch mit einer gewidmeten Strasse dermassen geerehrt werden, ist nicht akzeptabel“, fasst Jascha Harke von der JUSO Stadt Zürich zusammen.
Obwohl die JUSO Stadt Zürich das Anliegen nach Umbenennung der Strassen unterstützt und diese auch durchgeführt hat, liegt das eigentliche Anliegen bei der Aufarbeitung dieser und anderer Fälle in der Geschichte Zürichs: „Unser Hauptanliegen ist nicht die Umbenennung der Strassen an sich. Uns geht es um eine grundsätzliche Aufarbeitung von Antisemitismus, Rassismus und Kolonialismus in Zürich. Sowohl in der Vergangenheit, als auch im Hier und Jetzt“, führt Selay Gürsoy, Vorstandsmitglied der JUSO Zürcher Unterland aus.
„Auch heute werden jüdische Menschen und People of Color öfter Opfer von Hass, Ausgrenzung und Gewalt. Gegen dies muss tatkräftig angekämpft werden. Sowohl von Seite der Stadtverwaltung, als auch der Zivilbevölkerung“, sagt Wanda Siegfried, Co-Präsidentin der JUSO Stadt Zürich.
Die JUSO Stadt Zürich fordert demnach:
- Die Umbenennung der Rudolf-Brun-Brücke in Minne-Brücke gemäss einem Postulat der Alternativen Liste
- Die Umbenennung der Alfred-Escher-Strasse nach einer antirassistischen und antikolonialistischen Persönlichkeit
- Eine grundsätzliche Aufarbeitung der rassistischen, kolonialistischen und antisemitischen Vergangenheit der Stadt Zürich
- Wirksame städtische Bildungsarbeit gegen Rassismus und Antisemitismus
- Prävention gegen Gewalt und Hass an jüdischen Menschen und People of Color.