Wie jedes Jahr fand auch gestern wieder das Sechseläuten mitten in der Stadt Zürich statt. Und wie jedes Jahr war es auch gestern wieder ein peinlicher Aufmarsch pseudo-aristokratischer Zünfter, die einer Zeit weit, weit vor unserer nachtrauern.
Alle Läden haben geschlossen, kein Tram fährt mehr auf gewohnter Strecke, überall Strumpfhosen, Perücken, Bier und Bratwurst. Kurz: Sechseläuten.
Es ist doch nichts anderes als schändlich, dass im Jahr 2016 das Sechseläuten immer noch als DAS Zürcher Volksfest schlechthin gefeiert wird. Dabei hat dieses Spektakel rein gar nichts mit der Stadt Zürich zu tun. Wir sind kein mittelalterliches Aristokratendörfchen, in dem sich die Zünfter ihrer gesellschaftlichen Überlegenheit frönen, wir sind auch kein fremden- und frauenfeindliches SVP-Kaff, das eine gesellschaftliche Bandbreite von umgerechnet 0 besitzt und Frauen und Ausländer nicht mitmachen lässt, und ganz bestimmt nicht lassen wir eine solche Veranstaltung unsere Stadt repräsentieren.
Deshalb feiern wir doch lieber unsere eigenen Feste und lassen das unsägliche Sechseläuten mitsamt Zünftern und Böögg im strömenden Regen stehen. Denn ein Fest, das die Geburtsaristokratie verherrlicht, Frauen diskriminiert und Ausländer ausgrenzt hat in der Stadt Zürich nicht zu suchen. Zürich ist nicht das, was die Zünfter gerne hätten, sondern das, was die ganze Bevölkerung aus dieser Stadt macht. Und das ist so viel interessanter und schöner, so viel mehr Zürich als das Sechseläuten!
19.04.2016