Rot-Grüne Gedanken, März 22

Die Angst gleich behandelt zu werden

Ist es so falsch, für die eigenen Rechte einzustehen und für eine Gleichstellung aller Geschlechter zu demonstrieren? Darauf würden wohl nur wenige tatsächlich mit «Ja» antworten, jedoch kommt von vielen Männern gerne eine Antwort wie «Nein, aber...». Und genau diese würden wohl jetzt schon die Augen verdrehen, wenn sie nur diese wenigen Zeilen lesen.

Früher war die Forderung das Frauenstimmrecht, seit Jahren ist es gleicher Lohn und auch immer aktuell ist der Kampf gegen die toxische Maskulinität. Der Kampf dafür, nicht nur die gleichen Recht zu bekommen, sondern tatsächlich auch gleich behandelt zu werden. Was bringt es Frauen wählen zu dürfen und den gleichen Lohn wie ihre Arbeitskollegen zu erhalten, wenn sie für einen durchsetzungsstarken Charakter als «Emanze» betitelt werden? Ständig werden diverse Charaktereigenschaften bei Männern als positiv empfunden und gleichzeitig bei Frauen als störend. Frauen werden nach ihrem «Geheimnis» gefragt, wie sie so jung aussehen und wie sie es schaffen Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen. Währenddessen sind graue Haare an Männern sexy, selten wird nach den Kindern gefragt und wenn, dann wird eher gefragt, ob die Frau mit den Kindern zurechtkommt. Einem Mann wird applaudiert, wenn er sich mal einen Tag Zeit nimmt, um nach den Kindern zu schauen, eine Frau muss sich schämen, wenn sie mal früher von der Arbeit Nachhause muss, um die Kinder von der Kita abzuholen.

Schon nur mit der Sprache kann vieles erreicht werden. Was in der zweiten Welle des Feminismus angefangen hat, hat sich immer mehr verfestigt, es wurde klar, dass Sprache eine zentrale Rolle für die Gleichberechtigung der Geschlechter spielt und so gibt es nun mehrere Varianten wie geschlechtergerecht geschrieben werden kann. Doch es scheint, als fürchten sich Männer nicht nur davor gleich viel zu verdienen wie eine Frau oder in einer Diskussion einer Frau unterlegen zu sein, nein, es scheint, als fürchten sich Männer von einfachen Satzzeichen. Der Genderstern, er wird als Platzhalter verwendet, um anzuzeigen, dass alle Geschlechter gemeint sind. Doch viele Männer fühlen sich scheinbar bedroht von diesem zackenartigen Gebilde, welches eine Lücke in einem Wort aufmacht, wie ein Abgrund, in den sie hineinfallen könnten und all ihre Maskulinität verlieren, all ihre Männlichkeit wird ihnen genommen und sie sind ihrer grössten Angst ein Stück näher, und zwar so behandelt zu werden, wie sie selbst Frauen behandeln. Auch wenn sie nie zugeben würden, dass sie Frauen anders behandeln, wir sind ja im 21. Jahrhundert und da gehört sich ja Feminist zu sein, sonst bekommt Mann ja eins auf den Deckel von den Emanzen. Die Angst davor so Misshandelt zu werden wie sie selbst es tun, und die Angst davor einzugestehen, dass eine Frau es besser machen könnte.