Manipuliert ohne es zu wissen
2010 markiert das Jahr, in dem Stuxnet, einer der mächtigsten Computerviren, der Öffentlichkeit bekannt wurde. Sein Ziel war es, das iranische Atomprogramm durch gezielte Sabotage zu stören, indem er die Prozesse des An- und Abschaltens der Zentrifugen beobachtete und manipulierte. Stuxnet übernahm heimlich die Kontrolle, indem es die Steuerelemente allmählich zu überdrehen brachte. Unsichtbar, lautlos, jedoch mit weitreichenden Konsequenzen.
2016, erlebte die Welt eine weitere Offenbarung digitaler Einflussnahme, als die US-Wahlen Ziel russischer Hackerangriffe wurden. Diese Hacker waren für die Enthüllungen über Hillary Clinton verantwortlich und beeinflussten damit den Ausgang der Wahlen. Diese beiden beispielhaften Ereignisse illustrieren nachdrücklich, wie eng Cybersecurity und Medienkompetenz mit den Grundfesten der Demokratie verwoben sind. Die heutige Bildungspolitik, insbesondere in der Schweiz, offenbart ein signifikantes Defizit, indem sie der Medienkompetenz nicht den gebührenden Stellenwert einräumt - ein Versäumnis, das die Demokratie potenziell gefährdet. Es ist eine unabdingbare Notwendigkeit, zu lernen, sich im digitalen Raum zu orientieren und zu behaupten.
In einer Ära, in der Social Media das Säen von Hass und Zwietracht vereinfacht hat, wurde der Brexit beispielsweise nachweislich durch russische Trollaktivitäten beeinflusst. Diese Trolle verfassten gezielt Beiträge, um die Bevölkerung zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen. Um Populismus und Verschwörungstheorien wirkungsvoll entgegenzutreten, ist es essentiell, dass Themen rund um Cybersecurity vermehrt Eingang in politische Diskurse und mediale Berichterstattung finden. Hackernews fristen in den klassischen Medien ein Nischendasein, und viele Politiker*innen empfinden bereits das Auffinden des Ausschaltknopfs ihres Smartphones als Herausforderung.
Zwei-Faktor-Authentifizierung ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln, Passwortmanager gelten als Werkzeug der IT-Avantgarde, und der Schutz persönlicher Daten wird oft leichtfertig abgetan mit dem Trugschluss, man habe ja nichts zu verbergen. Doch hier geht es nicht um das Verbergen, sondern um den Schutz vor ungewollten Einflüssen. Persönliche Daten können Aufschluss geben über politische Einstellungen und Unsicherheiten - eine Goldmine für zielgerichtete Werbung. Die dahinterstehende Strategie zielt darauf ab, Menschen mit Inhalten zu konfrontieren, die Wut und Frustration schüren, bis das Vertrauen in demokratische Prozesse schwindet.
Diese Erkenntnis führt uns vor Augen, dass unser Bewusstsein für die Tragweite dieser Entwicklungen noch zu wünschen übrig lässt. Die Demokratie, wie wir sie kennen, hat Schwierigkeiten, mit diesen neuen Herausforderungen Schritt zu halten. Nur ein Bruchteil der Politiker*innen, die Social Media aktiv nutzen, legt Wert auf Fakten. Diese Einstellung muss sich grundlegend ändern.