Ich habe Angst. Als trans Frau habe ich Angst vor der Politik der rechts-aussen Parteien der Schweiz. Die SVP und ihre Kohorten wollen mein Leben und die Leben meiner trans Geschwister zerstören. Sie politisieren und verteufeln unsere Existenz und das Thema «trans» bei jeder Gelegenheit, um so bei Unwissenden auf Stimmenfang zu gehen.
Vor wenigen Tagen musste die Sekundarschule Stäfa einen Tag, bei dem es um Geschlechterrollen und Gleichstellung gehen sollte, absagen, weil Andreas Glarner ,auf Grund eines Transgendersymbols auf der Einladung, zum Rücktritt der Schulleitung aufrief. Es kam zu Telefon-Terror und Drohungen gegen die Schule. Doch damit nicht genug. Im vergangenen Oktober griffen Neo-Nazis eine Drag Story Time für kleine Kinder an. Die Reaktion der SVP: Sie reichten ein Vorstoss im Zürcher Gemeinderat ein, in dem sie das Verbot dieses Events forderten. Dabei benutzen sie dasselbe Wording, dass auch die Neo-Nazis in einem Social Media Post benutzten.
Der Zweck dieser Angriffe scheint mir klar: Die SVP hat ein neues Stellvertreterthema gefunden. Sie kann mit einem Thema, über das viele Menschen wenig wissen, auf Stimmenfang gehen. Diese Taktik ist weder neu, noch ist das Thema, dass sich die rechts-extreme Partei ausgesucht hat, originell. Die SVP macht Stimmung gegen alles, was nicht in ihr Bild einer weissen, patriarchalen Schweiz passt: Migrant*innen, Muslimas die Burkas tragen und nun trans Menschen.
Die Wahl trans Menschen zum Politikum zu machen, scheint intelligent: Es gibt wenige von uns. Zwischen 0.5% und 1.5% der Bevölkerung ist trans. Die meisten Menschen kennen also keine trans Person persönlich. Gleichzeitig ist unsere Gesellschaft so versessen auf die getrennten Geschlechter von Mann und Frau, dass jegliche Abweichung von dieser Norm, als abnormal und krank angesehen wird. Die SVP muss also nur an den «gesunden Menschenverstand» appellieren und sich selbst als die vernünftige Partei darstellen, die einfach sagt, wie es ist.
Dank einem Blick in die USA wissen wir aber, wo diese Politik hinführen wird: Die Republikaner*innen benutzen das Thema trans seit Jahren um Wähler*innenstimmen zu bekommen. Diese diskriminierende Politik nimmt mittlerweile lebensbedrohliche Zustände an: Trans Menschen wird der Zugang zu lebenswichtiger Medizin verwehrt und Eltern werden die Kinder weggenommen, falls sie ihre trans Kinder akzeptieren und unterstützen.
Und darum habe ich Angst: Wir wissen, wohin diese hetzerische Politik führen kann. Auch meine trans Geschwister und ich haben ein Leben ohne Angst verdient. Ein Leben in dem wir nicht täglich unsere hart erkämpften Rechte verteidigen müssen.