Chancengleichheit statt Leistungsdruck
Mein Herz rast, mein Atem wird schwer und meine Gedanken verschleiern sich. Tränen stauen sich in meinen Augen. Ein Gefühl von Versagen kommt auf. Ich bin 27 Jahre alt, schliesse diesen Sommer mein Bachelorstudium ab, habe drei Jobs und engagiere mich in diversen Vereinen. Und ich habe gerade eine kleine Panikattacke, weil ich Angst habe. Angst, dass ich mein Studium nicht bestehe, weil ich zu viel arbeite. Ich arbeite so viel, weil ich mir sonst mein Studium nicht leisten könnte. Ich engagiere ich mich also, dass unser System besser wird, damit andere nach mir nicht das gleiche Problem haben. Damit andere nicht das Gefühl haben, dass sie mit ihrem einfachen Job nichts wert sind. Damit andere nicht das Gefühl haben, dass sie mehr machen müssen, um erfolgreich zu sein. Denn Erfolg, ist das was zählt. Das Streben nach Erfolg, treibt uns an, lässt uns härter arbeiten, macht aus uns Roboter, die nur ein Ziel haben: Noch mehr Erfolg. Denn wenn wir unser «Ziel» erreicht haben, wird uns das nächste vorgesetzt.
Und unser System, in dem wir leben lässt, uns glauben, dass wir alle, mit etwas harter Arbeit, die gleichen Chancen haben und das gleiche erreichen können. Doch die Realität ist eben ganz anders. Ein Studium kannst du dir nur leisten, wenn du es dir wortwörtlich leisten kannst. Ohne die richtigen finanziellen Mittel, ist dir der Zugang zur höheren Bildung verwehrt. Also musst du das Glück haben in einer Familie zu sein, in der deine Erziehungsberechtigten dir das Studium finanzieren können. Oder du arbeitest eben nebenbei, wobei die Jobs, die dir als Student*in zur Verfügung stehen, meist schlecht bezahlt sind oder die Arbeitszeiten lassen sich nur schwer mit dem Studium vereinbaren.
Unser System, dass vom Kapital betrieben ist und uns Menschen nur als Produktionsstätte sieht, will gar nicht, dass alle die gleichen Chancen haben. Denn wenn dem so wäre, müsste unser System dafür sorgen, dass alle die gleiche Ausgangslage hätten, die gleichen Ressourcen. Um allen die gleichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, müsste jedoch das Gesamtkapital mehr verteilt werden. Die 1 % reichsten der Schweiz, müssten zum Wohle der restlichen 99 % fair besteuert werden. Wenn dem so wäre, könnten wir zum Beispiel ein Grundeinkommen einführen. Wir könnten kostenlose Kita-Plätze anbieten. Wir könnten Gesundheitskosten so gestalten, dass sie sich alle leisten könnten. Wir könnten die Bildung für alle zugänglich machen. In einem System, das nicht vom Kapital betrieben ist, könnten wir den Tätigkeiten, den Berufen nachgehen, die uns Freude machen, ohne Angst um unsere Zukunft. Es wäre eine Zukunft für alle, eine Zukunft ohne Krisen.